Willkommen in der Schweiz, Darling!

LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK?

An der Westküste Südafrikas, rund 75 km nördlich von Kapstadt, liegt das beschauliche kleine Bauerndorf namens Darling. Einmal gehört, malte ich mir sogleich die romantischten Ideen aus, wie eine Ortschaft wohl zu solch einem Namen kommen konnte. Mein Enthusiasmus wurde schnell getrübt, als ich erfuhr, dass dies auf doch sehr ordinäre Weise geschah: Namensgeber war Sir Charles Henry Darling, der 1851 ans Kap reiste. Ob er wohl damals schon ahnte, welch edles Getränk diese Region einst hervorbringen würde?

Über eine Schotterstrasse erreichen wir das Zentrum des 10‘000 Seelen Dorfes. Die Strassen wirken gepflegt; die Welt ist hier noch in Ordnung. Rebberge soweit das Auge reicht. Abgetragene Granitböden wurden explizit ausgewählt, um sie mit Reben zu bepflanzen. Sie reichen bis 5 Kilometer an den kalten atlantischen Ozean, und das auf 150 bis 300 Meter über Meer. Sattes Grün quellt aus den saftigen Blättern, die sich dem starken Wind der Swartland-Region hingeben. Der Einfluss der Sonne, gepaart mit der kühlen Brise des Ozeans, macht dieses Gebiet vor allem zu einer Hochburg des Sauvignon Blanc. Am Ende eines kleinen Quartiersträsschens erreichen wir unser heutiges Tagesziel: Ormonde Private Cellar.

WER BIST DU, ORMONDE?

Man sieht sofort, dass hier eine lange Familientradition der Grundstein für dieses mit viel Herzblut und Leidenschaft bewirtschaftete Weingut sein muss. Theodore Eksteen und William Vernon Basson waren die Gründerväter dieses 400 Hektaren grossen Weingutes. Ihnen beiden ist entsprechend ein Wein gewidmet, bei dessen Verkostung es mir fast Tränen in die Augen treibt. An Feinheit und Eleganz kaum mehr zu überbieten bringen diese Tropfen das Beste eines südafrikanischen Weines hervor. Dazu später noch mehr.

Die Arbeit im Rebberg nimmt man hier äusserst genau. Es wird nicht künstlich bewässert, weshalb der Sand in der dunkelroten Erde die Feuchtigkeit der Winterregenfälle durch den heissen Sommer hindurch zurückhält; bis hin zur Ernte im Februar. Um die Beeren der Buschreben herrscht ein wärmeres Mikroklima. Dies hat eine kürzere Reifeperiode zur Folge, was wiederum fruchtigere Säfte mit sich bringt.

Das Weingut vermarket drei verschiedene Labels: „Alexanderfontein“, das solide, einfach zu trinkende Weine zeigt, die vor allem im lokalen Markt gut vertreten sind. Mit „Ondine“ werden vor allem neue Kellertechniken, aber auch neue Rebsorten versucht. Jeder der Weine hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Zu guter Letzt das Flaggschiff „Ormonde“, das sich qualitativ ganz klar vom südafrikanischen Durchschnittswein abhebt. Das Konzept ist einfach: Jedes Jahr werden aus den besten Trauben die besten Weine hergestellt. Nur diese erhalten die Ehre, den Namen „Ormonde“ auf der Brust tragen zu dürfen.

TRADITION IST IN!

„Terroir“ wird auf der ganzen (Wein-)Welt gross geschrieben. Die von der Natur gegebenen Faktoren eines bestimmten Stückes Land sollen die Eigenschaften der dort angebauten Reben beeinflussen. So wird Weinbau seit je her betrieben. Leider macht der Mainstream auch vor dieser Branche nicht halt, weshalb viele Produzenten (verständlicherweise) ihre Weine exakt so herstellen, wie sie der Endkonsument wünscht. Glücklicherweise gibt es aber noch immer einige Winzer, die sich davon nicht beirren lassen und den „Terroir“-Gedanken strikt befolgen. So auch bei Ormonde, wo man sich der ganz spezifischen Eigenschaften der Swartland-Region durchaus bewusst ist. Um dessen noch stärker Ausdruck zu verleihen, kreierte man für gewisse Weine ein Sub-Label namens „Chip off the Old Block“. Sämtliche für Weine mit diesem Zusatz verwendeten Trauben stammen von ein und derselben Lage und repräsentieren die ältesten Reben des Weingutes.

Wir starten die Degustation mit einem Sémillon 2014 von Ondine. Wenig Säure und relativ kurz im Abgang. In der Nase grünliche Noten mit grossem Spargel Anteil. Nach einem Chradonnay von derselben Linie, von dem 50 % fünf Monate lang im Holzfass waren, wird uns das Herzstück der Weisswein Produktion aufgetischt: Die Sauvignon Blancs. Zum Auftakt den Ormonde Sauvignon Blanc 2015 „Chip off the Old Block“. Gerademal 5 Hektaren werden für diesen Wein verwendet. Gleich danach probieren wir den Ormonde Sauvignon Blanc 2015. Die Nase etwas feiner und sehr elegant. Den Abschluss dieser Trilogie macht der Ondine Sauvignon Blanc 2014. Ein wahres Bouquet an Spargeln strömt aus dem Glas. Ein Schälchen Sauce Hollandaise dazu und die Vorspeise wäre serviert! Die Säure ist bei diesem Wein etwas dezenter als bei z.B. einem Sancerre, jedoch schön eingebunden in einen mittellangen Abgang. Hervorragend als Aperitif, oder zu asiatischem Essen. Unser aller Favorit!

Ein weiteres Highlight dieses Nachmittages ist der Ormonde Barrel Selected Shiraz 2013, der aber sicherlich mit noch 2 bis 3 Jahren in der Flasche noch eleganter und feiner wird. Eine wunderbare Erfahrung ist auch der Ondine Cabernet Franc 2013. Eine Anlehnung an die Weine Frankreichs und ein Versprechen für die Zukunft südafrikanischer Weine! Kräftige Waldbeeren mit Kräutern und leichten Röstaromen machen diesen Wein zu einem guten Begleiter von Geflügel mit Pflaumensauce, Kartoffelecken und Gartensalat. Der Ormonde Cabernet Sauvignon 2013 „Chip off the Old Block“ bringt herrlich duftenden schwarzen Pfeffer hervor. Im Gaumen sanfte Noten von Minze.

Den absoluten Höhepunkt jedoch erleben wir mit dem Vernon Basson 2008. Mit 55 % Cabernet Sauvignon und 45 % Cabernet Franc ist er das Mass aller Dinge schlechthin. Schwarzer Pfeffer, flambierte Kirschen und Blaubeeren. Im Gaumen entfalten sich ganz dezent die reifen Tannine. Nach der Gärung lag der Saft noch 14 Tage auf den Häuten, um diesen ein Maximum an Farbe und Tanninen entziehen zu können. Sowohl der Cabernet Sauvignon als auch der Cabernet Franc waren je 9 Monate im Holzfass, bevor sie zusammengeführt wurden. Nach dem Blenden kamen nochmals 6 Monate Holzfass Lagerung hinzu. Der Vernon Basson 2008 ist eine absolute Sensation und mitunter das Edelste, was ich an südafrikanischen Weinen je getrunken habe.

Alles in allem ein überaus positives Erlebnis, das uns in Darling geboten wurde. Wir freuen uns, einige dieser Top-Weine ab Frühjahr 2016 in unserem Sortiment führen zu dürfen. Seien Sie gespannt, wir werden die Ankunft der Weine sicher schon bald ankündigen können!

Köstliche Grüsse

Marc, PW

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